Carl Urscheler v/o Uetli, 15.10.1921 – 04.01.2018

04.01.2018 - Rolf Haltner v/o Junker

Nachruf

Dr. med.

Carl Urscheler v/o Uetli

Kyburger, Suitia

15.10.1921 – 04.01.2018

 

Auch wenn Uetli im 97. Altersjahr war, hat uns die Nachricht von seinem unerwartet plötzlichen Hinschied nun doch sehr betroffen.

Noch kurz vor Weihnachten hat Uetli an der Kyburger-Weihnachtsfeier in der Linde teilgenommen. Mit verschiedenen von uns hat er sich noch sehr angeregt unterhalten und er interessierte sich immer noch stark am Gedeihen und Blühen der Kyburger und es nahm ihn wunder, wie viele neue Füxe diesen Herbst in die Verbindung eingetreten seien. Frohmut ausstrahlend und erfreut Gedanken auszutauschen wie eh und je hat er nebenbei auch mit Vergnügen vernommen, dass für nächstes Jahr der Weihnachtsanlass im Belvoir also in unmittelbarer Nähe zu seinem Wohnort stattfinden soll. Ein letztes Mal war Uetli am Kyburger Mittagessen im Zeughauskeller anzutreffen. Und ich erinnere mich, wie er mit ein paar Stammteilnehmern sich auf dem Paradeplatz verabschiedete, um im Tram nach Hause zurück zu kehren. – Nun ist er an einem der ersten Tage im neuen Jahr abends beim Lesen eines Buches, das er zu Weihnachten geschenkt erhielt im Bett für immer entschlafen.

Uetli ist – wie er in seinem, in schöner regelmässiger, gut lesbarer Handschrift abgefassten Lebenslauf im Goldenen Buch festgehalten hat – am 15. Oktober 1921 in Zürich geboren. Hier ging er in die Primar- und zwei Jahre in die Sekundarschule, bevor er im Herbst 1937 als Student ins Kollegium Maria Hilf in Schwyz eintrat. In der 6. Klasse trat er auch der Suitia bei und wurde am anschliessenden Centralfest in den Schweizeischen Studentenverein aufgenommen. Zeitlebens hielt er, überzeugt von den Idealen dieses Bundes, dem St.V. die unverbrüchliche Treue.

Ebenso blieb er auch dem Kollegium Maria Hilf zeitlebens verbunden im Zürcher Verein ehemaliger Studierender am Kollegium Maria Hilf. Noch im vergangenen Herbst nahm er mit wachem Interesse am Jahresanlass im Engimatt teil und pflegte in seiner liebenswürdig-gewinnenden Art die Begegnung mit jungen und alten Semestern.

1942 hatte er Schwyz mit der Matura verlassen und immatrikulierte sich an der Alma Mater Turiciensis, um sich dem Medizinstudium zu widmen. 1943 absolvierte er das 1. Med. Prope erfolgreich und dies neben ausgedehntem, auch wertvolle Studienzeit in Anspruch nehmenden, aber infolge des in Europa und der Welt tobenden Krieges verlangten Militärdienstes. Im Militär erlange er als Mediziner den Rang eines Oberleutnants. Wegen der sehr ausgedehnten Militärdienstzeit trat er erst zu Beginn des Sommersemesters als Fux der Akad. Verbindung Kyburger bei. Leibbursche war ihm Felix Blöchlinger vulgo Jenatsch. Wie die allermeisten seiner Consemester und mit ihm Aktiven ist auch er ihm im Tode vorausgegangen. Schon nach zwei Semestern Fuxenzeit befand ihn der damalige Salon für würdig, burschifiziert zu werden. 1945 erlangte er das 2. Med. Propedeutikum und schliesslich bereits 1949 das eidgenössische Staatsexamen. Mit einer Dissertation zu einem damals brandaktuellen Thema über neue Behandlungsmöglichkeiten, nämlich mit dem Thema „Die Penicillinbehandlung der Otitis media acuta purulenta“ erlangte er die Würde eines Dr. med. Anschliessend folgten Assistenzarzt-Zeiten im Krankenhaus Horgen, in der Rheumaklinik und der Dermatologischen Poliklinik Zürich sowie in der Orthopädischen Klinik Balgrist in Zürich. An letzteren beiden Stationen ist er nach den Assistenzjahren als Arzt tätig gewesen und an beiden Orten sehr geschätzt und gefragt. Den ihm aus dem Militärdienst bekannten damaligen Chefarzt der dermatologischen Klinik durfte er während dessen Militärdienstabwesenheit vertreten und er hätte ihn gerne gerade als Oberarzt behalten. Schliesslich hat er sich aber seinen primären Interessengebieten den Vorzug gebend für die Orthopädische Klinik Balgrist entschieden, wo er lange Jahre als Arzt und Operateur wirkte und dann später auch in eigener Privatpraxis in der Stockerstrasse in Zürich sowie als Belegarzt im Spital Sanitas, der Klinik Paracelsus und in der Orthopädischen Klinik Balgrist sehr erfolgreich tätig war. Er erfreute sich grosser Beliebtheit in einem wachsenden Patientenkreis und war auch stets darauf bedacht, fachlich auf höchstem Wissensstand zu bleiben. Er war Arzt mit Leib und Seele und widmete sich seinen Patienten mit grosser Empathie. So hat er noch bis ins hohe Alter noch Patienten betreut und beraten und bis vor kurzem immer noch medizinische Kongresse und Fortbildungsanlässe besucht. Seine breitgefächerten Interessen ermöglichten ihm auch den Kontakt mit älteren und jüngeren Semestern seiner Couleurbrüder und ihnen allen war er ein geschätzter und beliebter Gesprächspartner an den vielen von ihm regelmässig besuchten Verbindungsanlässen. Seine am Wohlergehen eines jeden von uns interessierte diskrete und einfühlsame Anteilnahme wird allen, die mit ihm den freundschaftlichen Kontakt pflegen durften sehr fehlen.

Uetli war seit 1953 mit Frau Hildegard Wolz aus Zürich verheiratet. Beide freuten sich 1963 über die Geburt ihres Sohnes Andreas Carl, Dr. phil. I. Bis zu seinem Tode war es Uetli vergönnt zusammen mit seiner Familie in seinem schönen Haus in der Etzelstrasse in Zürich Wollishofen das otium cum dignitate zu geniessen.

Mit Uetli verlieren wir einen treuen geschätzten und beliebten Kyburger. In tiefer Dankbarkeit wünschen wir unserem lieben Couleurbruder und -freund, er möge ruhen in Frieden.

Rolf Haltner v/o Junker

 

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