Jürg Wellisch v/o Galant, 08.04.1956 – 07.01.2018

07.01.2018 - Josef Frei v/o Immens

Nachruf

Dipl. Arch. ETH

Jürg Wellisch v/o Galant

Kyburger, Corvina

08.04.1956 – 07.01.2018

 

 

Gott dem Herrn hat es gefallen, am vorletzten Sonntag, den 7. Januar, unseren Farbenbruder, meinen Biersohn, Jürg Wellisch v/o Galant im noch jungen Alter von knapp 62 Jahren in die Ewigkeit abzuberufen. Man hat nachträglich nur erfahren, dass er offenbar im Oktober des vergangenen Jahres notfallmässig ins Spital eingewiesen wurde, und dass er sich von der schweren Krankheit nicht mehr erholt hat. Er und seine Angehörigen haben dem Vernehmen nach bestimmt, seinen Abschied von dieser Welt so schlicht wie möglich zu gestalten. Es sind in der Folge von den Angehörigen keine Todesanzeigen verschickt worden. Nur dem dichten Netz der Kyburger ist es zu verdanken, dass wir überhaupt von seinem Hinschied Kenntnis bekommen haben. Die Beisetzung seiner Asche im Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Schwandenholz in Zürich-Seebach fand heute Vormittag, am 18.1.2018, im Beisein eines kleinen Kreises unmittelbarer Angehöriger und Freunde sowie von vier Kyburgern statt. Nach einer heillosen Irrfahrt zum Friedhof stand ich selbst etwa eine halbe Stunde nach Beginn der Beisetzung bereits allein an seinem Grab.

Die Informationen über Galants Werdegang habe ich seinen eigenen Einträgen im goldenen Buch entnommen, ergänzt durch einige schon fast verblasste Erinnerungen meinerseits.

Galant wurde am 8. April 1956 als zweites Kind des Karl und der Palmyra Wellisch-Kalmar in Zürich geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte und die Primarschule besuchte. 1969 trat er in die Stiftsschule Einsiedeln über. Er erwähnt ausdrücklich, dass er daselbst auch fleissiger Ministrant war. Mitten in dieser für die meisten Jugendlichen recht unbeschwerten Zeit traf ihn mit dem Tod seines Vaters ein schwerer Schicksalsschlag. Im Herbst 1974 trat er in die Corvina ein und bekleidete während eines Semesters das Amt des Conseniors. An der GV des selben Jahres in Baden wurde er in den StV aufgenommen. 1976 bestand er die Matura und absolvierte anschliessend die RS als Mitrailleur. Danach begann er seine Studien an der ETH in Zürich und trat 1977 unserer Verbindung, den Kyburgern, bei. In seinen Aufzeichnungen verschweigt er, dass er sich zuerst im Fach Biochemie versucht hat. Dies mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass er mich, damals fortgeschrittener Chemiestudent, zu seinem Leibburschen auserkoren hat. In jener Zeit war er ein gar häufiger Gast am Stamm, was wohl mit verantwortlich war, dass er im ersten Anlauf am 1. Vordiplom scheiterte. Obwohl seine Stammpräsenz vom BC in der Folge eingeschränkt wurde und ich ihm Nachhilfe gab, hat er das Biochemiestudium aufgegeben und sich stattdessen dem Studium der Architektur zugewandt. Dies war ein weiser Entscheid, weil es seiner Kreativität weit mehr entgegen kam als das erstgewählte Studium. Das Architekturstudium hat er dann auch in der dafür vorgesehenen Zeit im Februar 1984 im ersten Anlauf mit dem Erwerb des Diploms erfolgreich abgeschlossen.

In der Verbindung hat sich Galant grosszügig eingebracht. Nach seiner Burschifikation am Blockfest 1979 in Schwyz, die ich als damaliger Burggraf höchstpersönlich vornehmen durfte, amtete er im WS 1979/80 als Archivar, im SS 1980 als Schatzmeyster, im SS 1981 als Knappenmeyster, ausserdem zweimal im Frühling nämlich 1980 und 1982 als Ferienkommmissär und einige Zeit auch als Ehrenrichter. Das höchste Amt, das des Burggrafen im SS 1984, also nach dem bestandenen Diplom an der ETH bezeichnete er als sein persönliches Jubelsemester. Auch nach seiner aktiven Zeit hat er sich mit seinen Beiträgen als promovierter Architekt während der grossen Renovation der Linde Oberstrass grosse Verdienste erworben.

Privates hat Galant nur sehr zurückhaltend offenbart. Bei zwei oder drei Einladungen zu Bierfamilienfesten bei sich zu Hause habe ich seine Mutter, eine herzensgute Frau kennengelernt.

Zu ihr hatte er spürbar ein liebevolles und inniges Verhältnis. Von Geschwistern war von ihm nie etwas zu erfahren. Im Nachhinein erfuhr man, dass dieses nachhaltig gespannt war.

Eine kleine Anekdote möchte ich abschliessend zum Besten geben, welche die Lebensart von Galant exemplarisch aufzeigt. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, nach Gelagen am Stamm das Tramabo am Central abzustempeln auch wenn schon längst kein Tram mehr fuhr, um auch nach einem gelegentlichen "Filmriss" nachsehen zu können, um welche Uhrzeit er sich nach Hause begeben hatte. Passanten, die solches Tun eines Nachts beobachteten, machten sich hörbar über ihn lustig. Gross war seine diebische Freude als er von der Plattform eines zufällig aufgetauchten Unterhaltsschienenfahrzeugs, das ihn auflud besagten Passan-ten zuwinken konnte. Er hat halt sein Leben im wahrsten Sinne der Worte in vollen Zügen genossen. Bedauerlicherweise ist es ihm nun nicht mehr vergönnt, dies auch im Ruhestand zu tun. Ich bitte euch alle, ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren. 

Josef Frei v/o Immens


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