Josef Wiesli v/o Raudi, 27.05.1928 – 07.03.2021

07.03.2021 - Oscar Gemsch v/o Tenno

Nachruf

a. Zivilstandsinspektor

Josef Wiesli v/o Raudi

Kyburger, Zähringia

27.05.1928 – 07.03.2021

 

 „Kaum geboren, musste ich schon heftig um meine Existenz kämpfen. ‚Er stirbt sicher, oder sonst wird er einmal Pfarrer‘, also sprach mein Grossvater. Weder das eine noch das andere ist jedoch eingetroffen. So stand mir nur noch der dritte Weg offen, nämlich Kyburger zu werden.“ So beginnt der Eintrag von Raudi im Goldenen Buch. Wenn auch etwas Spass in dieser Bemerkung mitschwingt, so zeigt er damit doch seine Verbundenheit zu den Kyburgern; Kyburger zu sein, war ein wichtiger Faktor in seinem Leben.

Die in seinem Votum ebenfalls angetönte, anfänglich zaghafte Gesundheit, machte bald grosse Fortschritte. Er wuchs in einer Grossfamilie in Tobel auf; da hiess es anpacken, jeder und jede hatte ein Ämtlein zu besorgen. In der Schule sei Raudi eher mässig gewesen, meint er selber, aber im Weitsprung und in der Religion (er war auch Ministrant) tat es ihm keiner gleich! So verbrachte er eine schöne Jugend- und Primarschulzeit geprägt von Familie, Kirche und Jungwacht. 1944 begann die Gymnasialszeit in Immensee, die er 1946 in Gossau bei den Pallotinern fortsetzte und 1950 im Collège St-Michel in Fribourg mit der Matura Typus A abschloss. Ab 1950 studierte Raudi an der Uni Zürich phil. I und schloss dann nach Sprachaufenthalten in Paris und Perugia 1954 mit dem Sekundarlehrdiplom ab.

Den Schweizerischen Studentenverein lernte er mit dem Eintritt in die Zähringia Fribourg 1949 kennen.
Nach dem Umzug nach Zürich schreibt er: „Der wichtigste Lebensabschnitt begann mit meiner Immatrikulation an der Zürcher Uni. Nur das eine Notwendige blieb mir hier zu tun übrig, nämlich mich dem Kyburgercorps anzuschliessen. Hier taufte man mich Raudi, um mir den Eingang in jede gesittete Gesellschaft zu verwehren. Das macht mir aber gar nichts aus, weil ich ohnehin schon in jenen Kreisen nicht verkehre!“

Seine beruflichen Stationen waren:

 

  • 1953-1955 Lehrer am Kollegium St. Michael in Zug
  • 1955-1956 Lehrer an der Sekundarschule Waldkirch SG
  • 1956-1983 Lehrer an der Sekundarschule Affeltrangen; hier war er auch Schulvorstand. Während dieser Zeit unterrichtete er, ebenfalls nebenamtlich, an der kaufmännischen Berufsschule Frauenfeld
  • 1983-1993 Führung des kantonalen Zivilstandsinspektorates und des kantonalen Einbürgerungsamtes ; zudem war er Obmann der ostschweizerischen Aufsichtsbehördenkonferenz im Zivilstandswesen (GR, SG, GL, AI, AR, TG, SH)

 

Raudi engagierte sich auch ausserberuflich:

 

  • in der Politik: Präsident CVP Tobel 1988-1996
  • in Vereinen: Männerchor Affeltrangen (Präsident 14 Jahre), Präsident Bezirkssängerverband Hinterthurgau
  • in der Kirchgemeinde Tobel: Präsident Pfarreirat 1972-1980, Präsident Kirchenrenovation 1983-1985, Präsident Kirchgemeinde 1987-1999
  • beim Alters- und Pflegeheim Tobel: Verwalter und Präsident 1987-2001
  • bei Pro Campagna: Kommissionsmitglied (1992-2005) in dieser Schweizerischen Organisation zur Pflege ländlicher Bau- und Wohnkultur

 

Mit der Heirat von Heidi Büchler legte er 1959 den Grundstein für seine familiäre Zukunft. 4 Kinder bevölkerten sukzessive die Stube der jungen Familie. Raudi sagte selber, seine Frau habe stets im Hintergrund grosse Arbeit geleistet und ihm so den Rücken freigehalten für sein berufliches und ausserberufliches Engagement.

In jungen Jahren nahm Raudi regelmässig an den Kyburgeranlässen teil; später besuchte er eher noch als gern gesehener Gast den Ostschweizerstamm. Vor etwas mehr als 10 Jahren begann er sich zurückzuziehen, da seine Sehkraft stetig abnahm. Seine damaligen Aufzeichnungen über sein Leben schliesst er mit den Worten: “Ich danke dem Schöpfer für das Geschenk von 80 Jahren Erdenleben“.

Nun hat er uns mit 93 Jahren verlassen; Raudi, wir sind dir dankbar für dein Kyburgersein und deine Freundschaft!

 

Tapfer und Treu!
Oscar Gemsch v/o Tenno

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