Robert Gut v/o Volt, 28.04.1937 - 14.02.2023

24.02.2023 - Heinz Fischer v/o Schütz

Nachruf

Dipl. Betr.-Ing. ETH

Robert Gut v/o Volt

Kyburger, Semper Fidelis

28.04.1937 - 14.02.2023


 

Ein lieber Farbenbruder ist von uns gegangen. Am Valentinstag 2023 hat er seine Seele dem Schöpfer zurückgegeben. Volt war ein kritisch religiöser Mensch. Das mag auch daran liegen, dass seines Cousins Hans Küng kritische Ansichten zur katholischen Kirche ihn sicher auch beeinflusst haben.
Ich als Surseer habe den in Mauensee aufgewachsenen Robert Gut schon in der Primarschule kennen gelernt. Das war zwar spannend, aber nicht nur positiv. Die jungen Mauenseer bekämpften die jungen Surseer, Mädchen mit eingeschlossen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter hat also schon damals funktioniert.

Später an der Kantonsschule Luzern wetteiferten wir gemeinsam um eine möglichst gute Maturitätsprüfung, welche wir 1957 mit Erfolg bestanden haben.

Volt trat 1954 in die Semper Fidelis, Luzern, ein. Er wurde auf den Vulgo Bonz getauft. Bonz war ein aktiver Semper und dem Gerstensaft sehr zugeneigt. Das führte manchmal zu bemerkenswerten Situationen. Ein Beispiel: Er wohnte eine Zeitlang im St. Klemensheim in Ebikon. Wie kommt man nach einer feuchtfröhlichen Semper-Eröffnungskneipe am sichersten nach Ebikon? Ganz einfach: Man folgt dem Tramgeleise. Nur sollte man die Wendeschleife in Ebikon verlassen. Sonst findet man sich, wie es Bonz geschah, plötzlich wieder am Löwenplatz in Luzern.
Bonz wurde an der GV-Solothurn 1955 in den Schw. St.V. aufgenommen. Im WS 56/57 bekleidete er das Amt des Aktuars. 59/60 war er zudem Präsident des Amtsverbandes Sursee.

Nach unserer gemeinsamen Mittelschul- und Semperzeit beschlossen wir im WS 58/59 den Kyburgern beizutreten. Doch schon nach dem ersten Semester gab es für Volt, wie er jetzt bei den Kyburgern hiess, einen Unterbruch. Sein Vater, der in Mauensee als Primarlehrer waltete, erkrankte schwer und konnte sein Amt nicht weiter ausüben. Volt entschloss sich kurzerhand, als Quereinsteiger die Primarlehrerstelle seines Vaters zu übernehmen. Nach einem Jahr war sein Vater gesundheitlich so weit hergestellt, dass er an der Primarschule wieder unterrichten konnte. Und Volt kehrte an die ETH zurück, wo er im Frühling 64 sein Studium als Dipl. El.-Ing. ETH mit Spezialisierung auf Betriebswissenschaft und Fertigungstechnik abschloss.

Nun zum privaten Teil: 1965 lernte Volt während eines Militärdienstes als Oberleutnant unter Oberst Sigi Widmer im Kanton Schaffhausen die Sekundarlehrerin Margrit Russenberger kennen.  Es muss nach den «Wanderjahren» wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Die beiden schlossen bereits 1966 den Bund fürs Leben.  Die Familie wurde schnell grösser. Zwei Buben, dann ein Mädchen, dann Zwillinge und schliesslich nochmals ein Mädchen bevölkerten ihr grosses Heim am Sempachersee mit wundervollem Weitblick auf See und Alpen.

Seine erste Stellung trat Volt bei der damaligen Metallwarenholding in Zug an. Doch das war erst der Anfang des Gipfelstürmers Volt. Bereits verheiratet, liess er sich an der ETH zum Bauingenieur ausbilden. Er eröffnete ein Ingenieurbüro, das schon bald von Aufträgen überrannt wurde. Doch bald war sein Büro hauptsächlich Mittel zum Zweck, nämlich den Unterhalt der grossen Familie sicher zu stellen.  Es zog den Rastlosen in die Ferne. 1975 dislozierte die ganze Familie Gut nach Nigeria. Volt übernahm für die Firma Motor Columbus ein Grossprojekt. 3'000 km elektrische Leitungen mit Hochspannung und Feinverteilung durch Busch, Urwald und Städte: Das war eine Aufgabe ganz nach seinem Geschmack und forderte den Elektro-, den Bauingenieur und den Manager gleichermassen. Die Heimatferien nach einem Jahr führten zur definitiven Heimkehr, nachdem der Zweitgeborene Röbi im Sempacherwald mit dem Velo tödlich verunglückte.

Volt, der Gipfelstürmer: Einer der Gipfel, den er erklomm, um weitere Horizonte zu sehen, war die Fliegerei. 1981 erwarb er den Privatpilotenausweis, 1984 das Berufspilotenbrevet, schliesslich 1985 die Sonderbewilligung für Instrumentenflug. Eines seiner zeitweise drei Flugzeuge war eine sechsplätzige Cesna, mit der die Familie an Wochenenden und in den Ferien unter anderem nach Elba oder Ibiza reiste. Doch wer fliegt, braucht auch einen Flugplatz. Da war es für den Macher Volt klar, dass er das Präsidium der FLUBAG übernahm und mehr als zwanzig Jahre lang als Flugplatzchef von Beromünster tätig war.

Und wieder zog es ihn ins Ausland, und zwar nach Übersee, nach British Columbia. Eine Tochter heiratete nach einem Studienaustauschjahr 1992 einen Kanada-Schweizer. Später wanderte auch der älteste Sohn Beni nach Kanada aus. Der grosszügige Vater kaufte ihnen eine Farm. Von da an reisten Volt und seine Margrit regelmässig nach Kanada, um ihre Kinder und deren Nachwuchs, mittlerweile sieben Enkel, zu sehen.

Die Kyburger sind dem Familienmenschen Volt am Herzen gelegen. Über viele Jahre war er mit Margrit und den Kindern ein treuer Teilnehmer an den Notkerwanderungen. Eben so sehr liessen sie nach Möglichkeit keinen Weihnachtskommers aus.

In den letzten Jahren ist es stiller geworden um Volt. Es wurden zunehmend Zeichen der Abnahme seiner einstmals hohen intellektuellen Leistungsfähigkeit manifest. Dank der liebevollen Pflege und den Chauffeur-Diensten seiner Frau Margrit war es ihm jedoch noch lange möglich, den Stevauerstamm in Sursee zu besuchen. Nach einem Schlaganfall wurde Volt am Morgen des 14. Februar von seinen Leiden erlöst. Wir werden unseren Farbenbruder Volt in stillem Gedenken in Ehren halten. 

Heinz Fischer v/o Schütz

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